Katholische Pfarrgemeinde
St. Maria Magdalena Geisfeld

Bericht von der Fahrt zur Sonnenfinsternis am 11. August 1999

Was den meisten Beobachtern der Sonnenfinsternis versagt blieb – für die rund 100 Teilnehmer der Sonnenfinsternisfahrt der Pfarrei St. Maria Magdalena in Geisfeld wurde es Wirklichkeit: Sie hatten das fast unglaubliche Glück, auf dem Petersberg nördlich von Dachau die totale Phase der Sonnenfinsternis ohne störende Wolken beobachten zu können.

Die Hoffnung darauf war nicht sehr groß, als sich am Mittwochmorgen etwa 70 Geisfelder und 30 Gäste mit zwei Bussen auf den Weg nach Süden machten. Der Himmel war fast bedeckt, die noch vollkommen runde Sonne ließ sich immer nur für Sekunden sehen. „Zumindest finster wird es mit Sicherheit“ – so tröstete man sich über das trübe Wetter und den zähflüssigen Verkehr auf der Autobahn hinweg. Die Stimmung hellte sich merklich auf, als man den Landkreis Dachau erreichte. Der erste Kontakt der Mondes mit der Sonne hatte inzwischen stattgefunden. Lauten Jubel gab es vor allem bei den Kindern, als aus dem fahrenden Bus heraus durch die schützenden Brillen zu erkennen war, dass der Mond die Sonnenscheibe am Rand schon etwas „angeknabbert“ hatte.

Kurz vor 12 Uhr erreichte die altersmäßig bunt gemischte Gruppe den Petersberg bei Erdweg, der im 12. Jahrhundert Standort eines Benediktinerklosters war; heute findet sich dort die Landvolkshochschule des Erzbistums München. Auf der Wiese um die kleine romanische Basilika – liebevoll in unserem Jahrhundert restauriert – fand man den idealen Beobachtungsplatz, einen stimmungsvollen Ort, der fast genau auf der Zentrallinie der Sonnenfinsternis lag.

Es wurde richtig spannend. Eine dicke Wolke schob sich vor die inzwischen weit vom Mond bedeckte Sonne. Aber im Westen war wieder ein großes blaues Wolkenloch zu erkennen. Würde es der Wind schaffen, die Wolken rechtzeitig wegzublasen? – so fragten sich alle etwas bange. Und das Unwahrscheinliche geschah. Etwa zehn Minuten vor der totalen Phase strahlte die inzwischen ganz schmal gewordene Sonnensichel von einem klaren Himmel. Ein fahles, unwirklich scheinendes Licht, einem Spotscheinwerfer nicht unähnlich, lag in den letzten Minuten vor der Totalität über der Szenerie. Die Farben hatten sich in einer eigenartigen Weise verändert und die Vögel mit dem Singen aufgehört. Die Kinder, die sich die Wartezeit mit Ballspielen vertrieben hatten, liefen spontan zu ihren Eltern.

Dann ging alles sehr schnell. Die Sonnensichel wurde immer schmaler und verschwand. Der Unterschied zwischen der fast bedeckten und der ganz verdunkelten Sonne war erstaunlich groß. Innerhalb von Sekunden wurde es dunkel – nicht ganz schwarz, eher vergleichbar mit einer hellen Vollmondnacht. Wo vorher die Sonne war, gähnte jetzt ein schwarzes Loch, umgeben von der Korona wie von einem wunderschönen Kranz aus Strahlen. Der Himmel war tief dunkelblau, am Horizont heller als im Zenit. Der Planet Venus, etwas seitlich unterhalb der Sonne, strahlte auffallend hell, auch Merkur auf der anderen Seite der Sonne war deutlich zu sehen. Der Eindruck war mit nichts vergleichbar, was man jemals vorher erlebt hatte. Alle standen zusammen, riefen sich gegenseitig zu, was gerade zu sehen war; Worte wie „unglaublich“, „fantastisch“ oder einfach nur „ah“ gaben nur schwach wieder, was sich da abspielte.

[Hier gibt es ein schönes Bild der "schwarzen Sonne" von der NASA.]

Viel zu schnell gingen die zwei Minuten der totalen Bedeckung vorbei. Ein besonderes Erlebnis war das Hervorbrechen des ersten Lichtstrahls am rechten Rand der Sonnenscheibe. Es war, als ob der Ring der Korona plötzlich einen Edelstein aufgesetzt bekommen hätte. Dieser Zustand dauerte nur Sekunden; die schwarze Sonne wurde wieder zu einer schmalen Sichel, die nach der Dunkelheit besonders hell wirkte. Das Lichtspiel, das sich in den Minuten vor der Totalität abgespielt hatte, wiederholte sich nun in umgekehrter Reihenfolge.

Alle, die es miterlebt hatten, waren sich sicher: „Das werden wir nicht so schnell vergessen.“ Und nach diesen Eindrücken klangen bei der anschließenden Mittagshore in der Petersberger Basilika die Worte „Lobt ihn, Sonne und Mond; lobt ihn, ihr leuchtenden Sterne“ aus dem Psalm 148 besonders überzeugend.

Der einsetzende Regen machte es leicht, von dem Ort des faszinierenden Geschehens Abschied zu nehmen. Nach einem gemeinsam in München verbrachten Nachmittag galt es schließlich noch, die abendlichen Staus auf der A9 durchzustehen, bevor alle müde und glücklich in Geisfeld ankamen.


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Aktualisiert: 09.04.00

Peter Wünsche
peter.wuensche@t-online.de