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Eine neue Orgel bedarf in dreifacher Hinsicht einer überlegten Gestaltung, nämlich in klanglicher, technischer und architektonischer Hinsicht Die grundlegenden Gedanken für diese drei Bereiche seien aus Sicht des Orgelbauers im Folgenden kurz dargelegt
Dieser wichtige Bereich einer Orgel, welche ja in erster Linie ein Musikinstrument sein soll, gliedert sich zwei Teilbereiche: Die "Disposition" besteht in der Summe der für jedes Instrument ausgewählten Register und deren Verteilung auf die verschiedenen Teilwerke, wahrend die "Intonation" die künstlerische Klanggebung der einzelnen Pfeifen betrifft. Eine durchdachte Disposition besteht nicht in einem wirren Haufen möglichst verschiedener Klangfarben, sondern in einem ganzheitlichen Zusammenspiel im Rahmen einer festgesetzten Registerzahl. In diesem Sinne wurde die Disposition der neuen Orgel für die Magdalenenkirche konzipiert. Sie umfasst 22 klingende Register. Von den insgesamt 1284 Pfeifen bestehen 1136 aus einer Zinn-Blei-Legierung, 148 Pfeifen sind aus Holz, und im Prospekt sind 31 Pfeifen sichtbar. Bei der Intonation orientierten wir uns am Barockideal, ohne aber die Literatur der Frühromantik auszuschließen. Die Intonation ist aber keine Kopie, sondern ein künstlerisches Neuschaffen und immer auf den Kirchenraum ausgearbeitet.
Durch die interessanten Platzverhältnisse konnte die Orgel durchdacht konzipiert und dadurch optimal in den Kirchenraum integriert werden. Im Mittelturm mit den Prospektpfeifen des Praestant 8' wurde der Spielschrank integriert. Angehängte Trakturen führen zu den gespundeten Windladen. Die Hauptwerkslade liegt auf Brüstungsniveau. Das zweite Manual wurde als Hinterwerk angelegt. Neben dem Hauptgehäuse befindet sich das Pedalwerk. Die Windanlage wurde atmungsfähig ausgelegt.
Die Frage der ästhetischen Gestaltung des Orgelprospekts ist heute verstärkt verbunden mit der Frage der Einfügung der Orgel in den modernen Kirchenraum. In den letzten Jahrzehnten wurden oft künstlerisch belanglose Stilkopien produziert In Geisfeld wurde in der Prospektgestaltung durch Herrn Schwerdtner eine eigenständige Losung, die ganz mit den Mitteln der zeitgenössischen Formensprache operiert, verwirklicht, eine Neugestaltung, die einerseits die Sprachmöglichkeit zeitgenössischer Kreativität nutzt und sich andererseits dialogfähig mit dem vorhandenen Ambiente auseinandersetzt.
Ein Orgelbauprojekt ist ohne die vielfache Hilfe und tatkräftige Unterstützung von Mitgliedern der Kirchengemeinde nicht möglich. Besonderer Dank gilt Herrn Prof. Dr. Peter Wünsche, allen Damen und Herren des Orgelbauvereins und der Kirchenverwaltung.
Möge das neue Orgelwerk vom Lobe Gottes und zur Freude der Menschen ein hohes Alter erreichen.
Thomas Eichfelder
Orgelbaumeister